INTERBEING // Textil-Installationen
„Interbeing“ beschreibt den Zustand der Verbundenheit und Interdependenz aller Phänomene.
Die Serie INTERBEING besteht aus mehreren Textilinstallationen zu unterschiedlichen Themen mit einem gemeinsamen Fokus auf der Verbundenheit aller Dinge. Eine wichtige Rolle beim Verständnis der Kunstwerke spielt dabei die haptische Visualisierung durch Symbole und Farben.
INTERBEING // göttinnen
Mixed Material auf Leinwand
185 x 135 cm
2023
Preis auf Anfrage
mail@ellinoramini.com
Die Installation göttinnen legt den Fokus auf weibliche Gottheiten, die in vorchristlicher bzw. vorislamischer Zeit verehrt und später durch männliche Gottheiten verdrängt wurden. Die Verehrung von weiblichen Gottheiten war damals eine Selbstverständlichkeit, da sie Macht und Fruchtbarkeit symbolisierten. Damit möchte ich wieder sichtbar machen, wie die Verehrung des Weiblichen in früheren Kulturen eine zentrale Rolle spielte.
Die Göttin(nen)
Die Göttin im Vordergrund symbolisiert die drei Göttinnen Potnia Theron, die Königin der Tiere aus der Antike, Ishtar, die mesopotamische Göttin der Liebe und die vorislamische Göttin al-Lat.
al-Lat
Die sumerische Göttin al-Lat (arab. „die Göttin) wurde ab dem 1. Jahrhundert zusammen mit den Göttinnen al-Uzza und al-Manat im mesopotamischen Raum verehrt und stammt von der frühen mesopotamischen Göttin Ishtar ab. Ishtar und al-Lat teilen sich viele Charakterzüge und werden beide mit einem Löwen assoziiert und dargestellt. Der Göttin al-Lat ist auch der Planet Venus gewidmet. Al-Lat wurde als eine der Hauptgottheiten in Mekka verehrt. Manche Quellen beschreiben ihren Sitz in ihrem Tempel als weißen, viereckigen Stein, andere als schwarzen. Ungeklärt bleibt, ob der Stein unzerstört blieb und noch heute Teil der Kaaba ist.
Die Göttin wurde im mesopotamischen Raum an vielen Orten verehrt und ihr wurden einige Tempel geweiht, wie z.B. Wadi Rum in Jordanien.
Man geht heute davon aus, dass der islamische Gott Allah aus der Göttin al-Lat entstanden ist und deshalb auch heute noch an derselben Stelle verehrt wird. Für ausreichende Diskreditierung der Göttinnen wurde auch im Koran gesorgt, damit keine weiteren Gottheiten (und schon gar keine weiblichen) neben dem allmächtigen Allah verehrt werden:
Koran, Sure 53 (Übersetzung Rudi Paret,1983):
Vers (19) Was meint ihr denn (wie es sich) mit al-Lat und al-Uzza (verhält),
Vers (20) und weiter mit Manat, der dritten (dieser weiblichen Wesen) ( w. und mit Manat, der dritten, anderen)? (Sind sie etwa als Töchter Gottes anzusprechen?)
Vers (21) Sollen euch die männlichen Wesen zukommen, und Gott die weiblichen (die ihr Menschen für euch nicht haben wollt)?
Vers (22) Das wäre eine ungerechte Verteilung.
Vers (23) Das sind bloße Namen, die ihr und eure Väter aufgebracht habt, und wozu Gott keine Vollmacht herabgesandt hat. Sie (d.h. diejenigen, die derartige Wesen als göttlich verehren) gehen nur Vermutungen nach und dem, wonach (ihnen) der Sinn steht, wo doch die Rechtleitung von ihrem Herrn zu ihnen gekommen ist.
Ihr al-Lat Tempel in Mekka wurde auf Order vom Propheten Mohammad zerstört und an dessen Stelle die erste Moschee für Allah erbaut.
Ishtar
Die Göttin Ishtar, auch „Herrin des Himmels“ genannt, wurde im mesopotamischen Raum für unterschiedliche Attribute in zahlreichen Tempeln verehrt und gilt als sehr komplexe Gottheit: Zum einen als Göttin für Liebe, Sexualität und Fruchtbarkeit, sowie des Fremdgehens, zum anderen als Göttin des Krieges wurde sie oft bewaffnet und mit Flügeln dargestellt. Zusätzlich wurde sie mit dem Planeten Venus assoziiert.
Die Göttin vereint in ihrer Verehrung viele Widersprüche wie Fruchtbarkeit und Tod, Sex und Gewalt, Ordnung und Chaos.
Im Pergamonmuseum in Berlin ist das Ischtar-Tor aus der Zeit Nebukadnezars II. (605 – 562 v.Chr.) zu sehen. Es handelt sich um eines der der Stadttore von Babylon und einen Teil der Prozessionsstraße, die Teil der Mauern von Babylon waren, eines der sieben Weltwunder der Antike.
Wichtige Symbole der Ishtar sind der achtzackige Stern, sowie der Löwe. Diese säumen auch die leuchtend indigoblaue Prozessionsstraße zum Ischtar-Tor.
Potnia Theron
Potnia Theron (altgr. „Die Beherrscherin des Wildes“) ist eine Göttin der Antike und wurde immer von Tieren umgeben dargestellt. Ihre Göttlichkeit und Macht über die Tiere wird durch das harmonische und respektvolle Verhalten der Tiere mit ihr unterstrichen, die zahm neben ihr stehen und sanft von ihr gehalten werden. Die lebendigen Begleiter der Göttin werden oft unterschiedlich dargestellt und variieren nach Epoche und Kulturkreis. In meiner Darstellung habe ich einen Pelikan und eine Löwin gewählt, mit denen sie auf einer Vase dargestellt wurde.
Gebirgskette
Zum Gebirge im Hintergrund inspirierte mich das Lieder Følsom der norwegischen Sängerin Delara, in dem sie singt „Jeg flytter fjell med åpne sår / Ich versetze Berge mit offenen Wunden“.
Vogel
Der fliegende Vogel neben der Göttin stellt das Fabelwesen Simorgh aus der persischen Mythologie dar. Er wird als König der Vögel mit übernatürlichen Kräften dargestellt und soll auf dem höchsten Berg des Iran, dem Damavand, zu finden sein.
Die islamische Mystik besagt, dass die Vögel ihren König finden wollen. So machen sich dreißig Vögel (persisch si = 30 und morgh = Vogel) auf den Weg zu ihm. Sie stellen die Verkörperung von dreißig Seelenaspekten dar, die auf der Suche nach der Erkenntnis ihres Selbst sind. Auf ihrer Reise müssen sie durch sieben Täler kommen und sieben Lebensprüfungen bestehen: Verlangen, Liebe, Bildung, Abstinenz, Monotheismus, Verwunderung/Bestürzung, Elend und Auflösung. Zum Schluss verstehen sie, dass sie nur zusammen vollständig und stark sind und nur zusammen der König der Vögel sein können.
Salbei
Der Zweig, der schützend über die Göttin ragt, ist der eines Salbei-Strauchs. Die Besonderheit des Salbeis ist, dass er durch seine samtige Blattoberfläche auch in praller Hitze wunderbar wächst. In der Griechischen Mythologie wird dies so erklärt: Zeus wollte sich der Liebesgöttin Aphrodite nähern, die daraufhin unter einem Salbeibusch Schutz suchte. Der Zorn des Göttervaters brannte nun als Sonnenstrahlen auf den armen Busch. Um der Hitze stand zu halten und sie weiterhin schützen zu können, schenkte Aphrodite dem Salbei die samtigen Blätter und sie war sicher vor Zeus.
Sternbild Fische
Der Name und die Geschichte dieses Sternbildes haben seinen Ursprung in der griechischen Mythologie. Die Liebesgöttin Aphrodite und ihr Sohn Eros suchten demnach Schutz vor dem Ungeheuer Typhon. Da sie am Ufer des Euphrat kaum Schutz fanden, bat Aphrodite die Wassernymphen um Hilfe. Über den weiteren Verlauf der Geschichte gibt es zwei Versionen. Die eine besagt, dass zwei Fische ihnen zur Hilfe eilten und die Gottheiten auf ihren Rücken in Sicherheit gebracht wurden. Die andere Version besagt, dass die beiden sich in Fische verwandelten und davon schwammen.
Blau/Indigo
Die Göttin in der Mitte des Bildes ist in der Farbe Blau dargestellt. Den alten Ägyptern gelang es zwar schon vor ca. 4500 Jahren blaue Farbpigmente aus gemahlenem Lapislazuli herzustellen, aber das war aufwendig und teuer. Somit waren meist nur der Himmel und das Meer in der Natur blau und in der Gestaltung wurde die Farbe kaum verwendet.
Im Mittelalter machte sich die römisch-katholische Kirche Blau zu einer liturgischen Farbe. Aufgrund ihrer Seltenheit sollte einzig und allein die Jungfrau Maria in blauem Gewand dargestellt werden. Dazu wurde das blaue Pigment genau abgemessen extra für die malendende Person gekauft, damit diese*r die Farbe auch nicht für andere Projekte nutzte, da das Pigment durch den aufwendigen Herstellungsprozess aus Lapislazuli immer noch sehr teuer war. So wurde die Farbe langsam gesellschaftsfähig und auch König*innen und ihr Hofstaat begannen sich in blau zu kleiden.
Mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien, kam auch vermehrt der Farbstoff Indigo aus der Indigopflanze nach Europa. Mit dem aus der Pflanze gewonnenen blauen Pigment kann man in einem aufwendigen Prozess Stoffe blau färben. Bald stieg die Nachfrage in Europa so sehr, dass Tuchmacher*innen begannen, die Pflanze in Europa anzubauen. Die chemische Herstellung des Farbstoffs gelang dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Sonne, Mond und Sterne
Das Symbol auf dem Kopf der Göttin ist das Symbol verschiedener Göttinnen aus Halbmond, Sonne und Sterne stilisiert dargestellt. Der Mond steht dabei als Zeichen der Weiblichkeit, denn mit seinem 28 Tagen Zyklus entsteht ein wiederkehrender Naturkreislauf, dem auch Menstruierende unterworfen sind. Der Halbmond auf dem Kopf einer Frau ist auch das Symbol der Mondgöttin Selene der griechischen Mythologie. Ihre Darstellung des Halbmondes wie zwei Hörner auf dem Kopf wurde später z.B. in der Darstellung der „Königin der Nacht“ aus der Oper Zauberflöte von W.A. Mozart aufgegriffen.
Die Sonne steht als Zeichen von Energie, Verbundenheit und Verbindung, sozusagen das Symbol des Serientitel INTERBEING. Sie gibt permanent Energie ab und macht unser Leben, wie wir es kennen, dadurch erst möglich.
INTERBEING // gerechtigkeit
Mixed Material auf Leinwand
205 x 145 cm
2023
Preis auf Anfrage
mail@ellinoramini.com
Die Installation gerechtigkeit legt den Fokus auf auf die immer noch vorherrschende Ungleichstellung der Geschlechter auf der Welt mit speziellem Augenmerk auf den Iran und seine derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen.
Vogel
Der fliegende Vogel neben der Göttin stellt das Fabelwesen Simorgh aus der persischen Mythologie dar. Er wird als König der Vögel mit übernatürlichen Kräften dargestellt und soll auf dem höchsten Berg des Iran, dem Damavand, zu finden sein.
Die islamische Mystik besagt, dass die Vögel ihren König finden wollen. So machen sich dreißig Vögel (persisch si = 30 und morgh = Vogel) auf den Weg zu ihm. Sie stellen die Verkörperung von dreißig Seelenaspekten dar, die auf der Suche nach der Erkenntnis ihres Selbst sind. Auf ihrer Reise müssen sie durch sieben Täler kommen und sieben Lebensprüfungen bestehen:
Verlangen, Liebe, Bildung, Abstinenz, Monotheismus, Verwunderung/Bestürzung, Elend und Auflösung. Zum Schluss verstehen sie, dass sie nur zusammen
vollständig und stark sind und nur zusammen der König der Vögel sein können.
Damavand
Der Damavand ist der höchste Berg des Irans und eines seiner Wahrzeichen. Dort soll laut persischer Mythologie auch der König der Vögel der Simorgh sein Nest haben.
Sonne und Mond
Die Sonne steht als Zeichen von Energie, Verbundenheit und Verbindung, sozusagen das Symbol des Serientitel INTERBEING. Sie gibt permanent Energie ab und macht unser Leben, wie wir es kennen, dadurch erst möglich. Ihre Sonnenstrahlen sind hier durch die persischen Worte eshgh = Liebe und solh = Frieden dargestellt, denn nachhaltiger Frieden und Gerechtigkeit sind niemals durch Gewalt zu erreichen, sondern nur mit Liebe.
Der Mond steht dabei als Zeichen der Weiblichkeit, denn mit seinem 28 Tagen Zyklus entsteht ein wiederkehrender Naturkreislauf, dem auch Menstruierende unterworfen sind.
Sternbild Waage
In den Strahlen der Sonne ist das Sternbild Waage, auch Libra genannt, versteckt.
Schon die Sumerer nannten es „Waage des Himmels“. Man vermutet, dass der Name daher entstand, dass die Sonne zu ihrer Zeit zur Tagundnachtgleiche in diesem Sternbild stand. Nachdem spätere Kulturen in den Sternen einen Teil des benachbarten Sternbild Skorpion sahen und benannten, etablierten die Römer dann wieder eine Waage, welche auch in Beziehung zum benachbarten Sternbild Jungfrau zu verstehen ist, welches die Göttin der Gerechtigkeit Dike darstellt.
Am Sternenhimmel kann man somit die Göttin, mit dem typischen Symbol der Gerechtigkeit in der Hand, sehen.
Haare
Bei den derzeitigen Protesten im Iran spielen Haare eine sehr große Rolle. Sie symbolisieren die Freiheit, die den Frauen, durch die Vorschriften zur Verhüllung durch das Regime, jahrzehntelang verwehrt blieb. Nun zeigen sie stolz ihre Haare, binden sie vor laufenden Kameras zu einem Pferdeschwanz und gehen in die Offensive. Viele schneiden sie auch ab, um Solidarität zu zeigen und gegen gängige gesellschaftliche Schönheitsstandards zu rebellieren.Haare bzw. Frisuren sind wichtig für die Selbstdarstellung und die Individualisierung bzw. Gruppenzugehörigkeit aller Menschen. Sie spiegeln unsere Persönlichkeit wider und haben auch geschichtlich gesehen große Symbolkraft.
In diesem Echthaar-Pferdeschwanz, der von einer persisch-deutschen Friseurin gestylt wurde, sind auch rote Strähnen zwischen den charakteristischen schwarzen Haaren. Dies war ihr wichtig, da vor allem junge Frauen im Iran auch über ihre Haarfarbe rebellieren und sich immer mehr trauen, ihr Äußeres ihrem inneren Selbst anzupassen und nicht den äußeren Vorgaben diktatorischer Männer.
Quellen
10 Kräuter gegen 100 Krankheiten – Franziska Rubin und Gudrun Strigin – 2021
Die großen Sternbilder – 88 Konstellationen und ihre Geschichte– Ian Ridpath – 1991 Walter Verlag
Die Konferenz der Vögel – Farid du-Din Attar – Übersetzung Katja Föllmer – Marixverlag 2008
Die Welt der Farben – Kassia St Clair – Tempo Verlang 2016
Die Schöne und die Biester. Die Herrin der Tiere im bronzezeitlichen und früheisenzeitlichen Griechenland (Daidalos 3) – Masterabeit Kristin Schuhmann – Universität Heidelberg 2009
https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/378/
Der Koran – Übersetzung Rudi Paret – 1983
Monaghan, Patricia (2014), Encyclopedia of Goddesses and Heroines, New World Library, ISBN 978-1-608-68218-8 https://books.google.de/books?id=Cj5OAwAAQBAJ&pg=PA30&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
https://historum.com/t/ancient-arabian-goddess-al-uzza.137325/
https://www.youtube.com/watch?v=7uxBhOU7eLM
https://en.wikipedia.org/wiki/Al-Uzza
https://www.welt.de/kultur/article13381620/Verheissungs-Frucht-und-Capri-Batterie.html
https://www.bbc.com/news/magazine-35720366
https://oe1.orf.at/artikel/660172/Ishtar-Himmelskoenigin-und-Liebesgoettin#:~:text=%22Ishtar%20ist%20eine%20sehr%20komplexe,Morgen%2D%20und%20des%20Abendsterns%20angerufen.
https://www.brooklynmuseum.org/eascfa/dinner_party/place_settings/ishtar#:~:text=She%20is%20the%20goddess%20of,the%20morning%20and%20evening%20star.
https://www.geo.de/geolino/forschung-und-technik/15962-rtkl-farbenlehre-wieso-die-farbe-blau-erst-spaet-entdeckt-wurde#:~:text=Die%20Geschichte%20der%20Farbe&text=Tats%C3%A4chlich%20aber%20wurde%20Blau%20fr%C3%BCher,weit%20her%20geschafftes%20blaues%20Mineral.
https://de.wikipedia.org/wiki/Selene#:~:text=Selene%20(als%20Personifikation%20des%20Monats,Diana)%20oder%20auch%20mit%20Persephone
https://de.wikipedia.org/wiki/Ischtar-Tor
https://www.deutschlandfunkkultur.de/kulturgeschichte-haare-100.html